Der zweite Aufstieg innerhalb der Rotunde präsentiert chronologisch
die Fotografie des 20. Jahrhunderts anhand exemplarischer Motive
und bedeutender Fotografen.
1. die Entdeckung des Alltags, vom Piktorialismus zur Moderne
2. "Human Interest", Fotografie der Nachkriegszeit in Ost und West
3. der Fotograf als Autor und die inszenierte Wirklichkeit
![](/uploadfiles/image/19_ Jahrhundert/Jahn.png)
Werner von Jahn (Daten unbekannt), Am Abend, Wien, um 1900
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Nenke und Ostermaier, Cypressen vor der Einsiedelei, Photochromie, Dresden, um 1905.jpg)
Josef Ostermeier (1864 - 1927), Cypressen vor der Einsiedelei, Photochromie, Dresden, um 1905
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Mary Warner im Gegenlicht, 1908.jpg)
Heinrich Kühn (1866 - 1944), Mary Warner im Gegenlicht, Autochrom, Innsbruck, 1908
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/3.png)
Louise Hoßfeld-Ehelolf (1889 - 1966), Letzte Droschke, erstes Auto, Berlin, 1912
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Grete-Merrem.jpg)
Hugo Erfurth (1874 - 1948), Die Sopranistin Grete Merrem-Nikisch, Dresden, um 1915
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Specks Hof 1 - Kopie.jpg)
Anonymus, Der Messepalast Specks Hof zur Herbstmesse, Leipzig, 1925
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Karl Edelmann, Damenbildnis im Profil, Annaberg, 1927.jpg)
Karl Edelmann (1890 - 1970), Damenbildnis im Profil, Annaberg, 1927
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/home-Brandt-Gasse-Eisleben.png)
Paul Brandt (1891 - 1979), Gasse in Eisleben, Eisleben, 1928
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/August Sander, Boxer, Köln, 1928.jpg)
August Sander (1876 - 1964), Die Boxer Paul Röderstein und Hein Heese, Köln, 1929
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Ilse Bing.jpg)
Ilse Bing (1899 - 1998), Tour Eiffel, Étoile, Paris, 1931
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Kurt Reichert, Diskuswerfer, 1935.jpg)
Kurt Reichert (Daten unbekannt), In Licht und Sonne, Ostsee, 1935
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Richard Peter sen_, Dresden nach der Bombardierung, dresden, 1945.jpg)
Richard Peter sen. (1895 - 1977), Dresden nach der Bombardierung, Dresden, 1945
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/14.png)
Willy Ronis (1910 - 2009), Carrefour Sevres Babylone, Paris, 1948
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Karl Heinz Mai.jpg)
Karl Heinz Mai (1920 - 1964), Brennholz sammelndes Schulmädchen, Leipzig, 1948
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/1.png)
Renate und Roger Rössing (1929 - 2005/6), Trümmerbahn, von alter Dampflok gezogen, Leipzig, um 1950
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/9.png)
Elliott Erwitt (*1928), Marilyn Monroe, New York, 1956
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Sam Shaw, Marilyn Monroe und Arthur Miller, New York, 1957.jpg)
Sam Shaw (1912 - 1999), Marilyn Monroe und Arthur Miller, New York, 1957
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Evelyn Richter, Frauentagsveranstaltung, Leipzig, 1962.jpg)
Evelyn Richter (1930 - 2021), Frauentagsveranstaltung, Leipzig, 1962
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Kennedy.jpg)
Will McBride (1931 - 2015), John F. Kennedy am Brandenburger Tor, Berlin, 1963
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Will McBride, Romy Schneider, Paris, 1964.jpg)
Will McBride (1931 - 2015), Romy Schneider, Paris, 1964
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Renate Gey, 1968.jpg)
Günter Rössler (1926 - 2012), Renate Gey, Leipzig, 1968
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/8.png)
Norbert Vogel (*1944), Unter den Linden am 20. Jahrestag der DDR, Berlin, 1969
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Langner Tanz.jpg)
Peter Langner (1946 - 1994), Der Tanz, aus der Serie Verbotene Fotos, Leipzig, 1975/76
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/William Ropp, o_T_, Nancy, 1990 - Kopie.jpg)
William Ropp (*1960), ohne Titel, Nancy, 1990
![](/uploadfiles/image/20_ Jahrhundert/Karin Székessy, Akt, Hamburg, um 1995.jpg)
Karin Székessy (*1938), Akt, Hamburg, 1996
Die Fotografie im 20. Jahrhundert
Um 1900 waren es wiederum Künstlerfotografen, die der massenhaften und auch damals immer flacher
werdenden Bildproduktion das Bestreben entgegensetzten, eine subjektiv erfahrene Wirklichkeit zu visualisieren.
Individuelle Aufsässigkeit gegen Konventionen war das Leitmotiv für Fotografen wie Wilhelm von Gloeden,
der seinen persönlichen Traum von Arkadien zu verwirklichen suchte und so zu einem Pionier der inszenierten
Fotografie wurde, weil er den subjektiven Blick und die Emotionen des Fotografen zum Maßstab der Fotografie
erhob. Ähnliche Bestrebungen verfolgten zur Jahrhundertwende die Fotografen des Piktorialismus, der
letzten künstlerischen Position, die die gestalterischen Mittel der Malerei auf die Fotografie zu übertragen suchte,
um die Kunstwürdigkeit des Mediums zu unterstreichen.
Schon eine Generation später, nach dem verheerenden 1. Weltkrieg, der die Umwertung aller kulturellen
Werte beschleunigt hatte, bedienten sich die Künstler des Surrealismus, des Dadaismus und des Konstruktivismus
der Fotografie als eines vollwertigen und eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmittels. Parallel zu den
avantgardistischen Experimenten entwickelte sich mit dem Neuen Sehen eine moderne, sachliche und
dokumentarische Fotografie, die keines Vorbilds mehr bedurfte, sondern nunmehr selbst vorbildhaft auf die
Malerei und andere Künste ausstrahlte.
Die enorme Verbreitung Illustrierter Zeitschriften einerseits und die Entwicklung ungeahnt leistungsstarker
und handlicher Kleinbildkameras andererseits schufen in den 1920-er Jahren die Grundlage für das Entstehen
eines neuen Fotojournalismus, der schnell zu einer internationalen Bildsprache und nach dem 2. Weltkrieg
unter dem Begriff „Human Interest“ zu einem menschlichen Stil fand, der sich durch persönliches Engagement
für seine Sujets auszeichnete. Trotz des Eisernen Vorhangs, der damals die zivilisierte Welt teilte, gibt es kaum
Unterschiede zwischen den bedeutenden Fotografen in Ost und West zu verzeichnen. Evelyn Richter und
Will McBride haben diesseits und jenseits der Mauer die denkbar verschiedensten Welten fotografiert,
aber ihre Bilder sind vom gleichen Geist und sprechen eine Sprache.
In der zeitgenössischen Fotografie existieren die unterschiedlichsten und subjektivsten Herangehensweisen
und Schulen nebeneinander. In narrativen Tableaus und allerlei künstlichen Bildwelten konkurrieren poetische
oder provokante Phantasien und wetteifern um die Gunst des Publikums. In unendlicher Vielfalt und ganz im
Sinne der Philosophie einer pluralistischen Gesellschaft agieren die Fotografen heute als Schöpfer eigener Bildwelten.
Andreas J. Mueller
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