Deutsches Fotomuseum




Papitz, Himmel, 22. 8. 2010
Papitz, Fensterspiegelung, 2005
Cottbus, Sonne, 2002
Washington, Museum of Fine Art, 2005

Ullrich Wallenburg

Die andere Sicht - Digitale Farbfotografie


Ausstellung im Deutschen Fotomuseum
vom 12. Mai 2016 bis zum 13. November 2016

Ullrich Wallenburg bedient sich in seinem Schaffen der Natur und der vom
Menschen erzeugten Kultur, der er Ausschnitte entnimmt, wie sie im Alltag
kaum wahrgenommen werden. Vor allem ist es die Architektur, der er aus
ganz besonderem Blickwinkel und ungewöhnlichen Perspektiven entgegentritt.
Struktur und Textur des im Ausschnitt fotografierten Materials spielen dabei
eine wesentliche Rolle. Flächen und Formen, die Beziehungen von Farbfeldern
und Linien erzeugen eine meditative Ausstrahlung, geben eine frei rhythmisierte
Flächengestaltung mit zumeist strengem grafischem Charakter zwischen
Visualismus und Konkret. Visualisieren meint dabei, einen Gegenstand oder ein
Segment optisch zu betonen oder herauszuheben, so dass es Aufmerksamkeit
erregt. Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von
harmonischem Maß und Gesetz, wie Max Bill es bezeichnete.

Die Werke von Ullrich Wallenburg treffen auf ein Konzept, das mit Piet Mondrian
begann und im Bauhaus Weimar und Dessau Höhepunkte feierte. Wie aber
kommt es, dass der Fotograf Bilder findet, die an die Konstruktionen oder
Faltungen eines Hermann Glöckner erinnern oder an Arbeiten des großen
Allround-Künstlers Anton Stankowski, der selbst auch ein virtuoser Fotograf
war? Wallenburg läßt dem Betrachter Raum, nachzuvollziehen, was dieser
hätte eigentlich auch selbst finden können. Dem ging die Geduld, vor allem
aber die oft beschworene Intuition des Künstlers voraus. Bei den Bildern von
Ullrich Wallenburg, die als singuläre Erscheinungen der zeitgenössischen
Fotografie gelten können, handelt es sich nicht um dokumentarische Abbilder,
sondern um „Gegenbilder“, bei denen das jeweils konkrete Objekt nicht Ziel,
sondern Mittel zur Herstellung eines Bildes ist.